Samstag, 30. April 2011

verletzt


manchmal taucht
dein schwieliger körper 
in meine regentonne
voll
vom dach gefallener
wolken
 
mit langem holz
helfe ich dir
grinde vergangener male
von deiner back
zu bürsten

vergeblich versucht
meine zunge
deine haut
zu trocknen 

Freitag, 29. April 2011

Das Spiegellied


 
Ich wollte zu dir finden,
doch ich fiel mit der Tür ins Haus.
Und 1000 Spiegel zerbrachen
und ich sah so bloßhäutig aus.

Das strahlende Licht von draußen
drang nicht bis zum Schmerz in mir
1000 Spiegel hatt´ ich zertrümmert
doch sah ich so wenig von dir.

1000 Spiegel verdeckten das Draußen
und ich wollt´ dich so gerne befrein
Und ich sah dein Ich nur in Spiegeln
und ich stürzte mich gradwegs hinein

Jetzt habe ich dich verloren
vielleicht weinst auch du nun allein.
Die Splitter in meinen Poren
stecken tief, zum Entfernen zu fein.

Donnerstag, 28. April 2011

Entschuldigung


 Nicht zärtlich ists, den Dolch zu schmieden,
der diese Welt verändern muss,
nicht kuschlig warm, den Stahl zu sieden
doch nötig vor dem guten Schluss.

 Viel lieber reimte ich auf Liebe,
die ewig während mich betrifft,
auf Herzensschmerzen und auf Triebe,
Verführung, die ich grad´ umschifft.

Doch einer muss die Worte sagen,
der andre führ´n das scharfe Schwert.
Die Erde, die soll Menschen tragen,
auf Dauer, ja, das ist es wert.

Dass dieses schneller wird geschafft,
setzt ich es ein, mein kleines Wort
und meine kaum trainierte Kraft,
denn mir ist klar, bald bin ich fort.

Und heißen Schwert und Dolch heut auch Computer,
mein Schlachtfeld der Befreiung Internet,
ich bin ein Kämpfer drauf, wenn auch nicht oft ein guter,
der dich so gern an seiner Seite hätt´,

Mittwoch, 27. April 2011

Vom königsfloh


es nahm einst im berliner zoo
im löwenschopfe platz ein floh
er strotzte regelrecht vor mut
und gierte nach des löwen blut


er schaffte wie mans kaum gedacht
nen flohstich dort von voller pracht
oh wie er badete der gute
in könig leuens frischem blute


es ist ihm sehr zu kopf gestiegen
wer kann schon könige besiegen
der floh sprang hoch zu den giraffen
dann in den zwinger voller affen


ihr braucht euch alle nicht genieren
ich bin der könig von euch tieren
sprach er wie man sich denken kann
am hals von einem rhesusmann


den es gejuckt bereits sehr lange
die krallen greifen wie ne zange
den floh der nun geknackt als laus
zwar spritzt noch löwenblut heraus
jedoch der königstraum ist aus





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Dienstag, 26. April 2011

Ungebührliche Sterntaler-Demo

  

Und ich sitze vor dem Reichstag
ohne Hosen. Ist doch klar!
Gegen all die Lobbyisten
protestieren ... wunderbar!

Deren frische Bügelfalten
überdecken keinen Arsch.
Ach, die Ärmsten müssen tanzen
fremden Geldes alten Marsch.

Welche Firma grad die Macht hat,
steht an keinem Türschild dran.
Oh, was wäre da zu putzen,
fing man neu in Unschuld an.

Ja, in Stollen alter Salze
lagert Müll verdorbner Zeit.
Endzulagern wärn die Lobbys
an dem Ort ... und wir befreit.

Und ich sitze vor dem Reichstag
ohne Hosen. Ist doch klar!
Nur Gestank von faulen Eiern
bleibt, wo die Regierung war.

naturspaziergang


stille
gebar mir
burgen bauende biber
das duett von
hummel und himmel
und taupolierte
brombeerschwärze

ein paar küsse
und wieder
deckten nebelschleier
ihre geheimnisse
zu 

Kälteeinbruch



ich renne
in saunarote haut gehüllt
hinaus in
ewiges eis
brülle deinen namen
forme ihn
zum ball
rolle ihn
über verdeckte wege
umarme
den fertigen schneemann

im sturm erstarrend
fürchte ich
frühlingshauch


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Sonntag, 24. April 2011

KEIN ENDE DER GESCHICHTE

      ausgehöhlt

der baum

der erkenntnis


   
 rissige borke
letzte alte zellen  
mühevoll
wandert wasser
aus edens boden aufwärts
zu tauben blüten
vergeblich
erwartet die schlange
reifende granatäpfel
für unsere süße
vertreibung 
komm eva
erkennen wir uns
zwischendurch
drinnen
im warmen mulch
ehe engel
lucifer uns
die bienen
erfindet


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Samstag, 23. April 2011

Zu Zeiten des Kaisers Augustus ...

Zu Zeiten des Kaisers Augustus
Da sprach ein germanischer Seher,
Sie werden Ruinen nur sein
Die Menschen mit Köpfen und Körpern,

Die Menschen mit Armen und Beinen,
Die Menschen zuinnerst schon Stein
Gefesselt von moderndem Golde
 Zu Hufeneisen sind sie verflucht

Für Rosse, gemacht aus Metallen,
Die ewig sich schlaflos bewegen.
Bis sie endlich einander verbrannt

Verödet und leer wird die Erde
Wie sie vor der Schöpfung gewesen
Zerstört ohne Sinn und Verstand

Freitag, 22. April 2011

Trauriges Kampflied

Werde ich zum markt getragen
schaue ich so traurig aus
denn ich fühl mich nirgends sicher
menschen sehn wie schlachter aus

gebt mir eine lanze
mühlen überall
wenigstens ging ich aufs ganze
kämpfte bis zum fall
Don oh Don oh Don Quichoote, Don, oh Don, oh Don Qichott´
Don oh Don oh Don Quichoote, warum nicht der Lanzelot

oben fliegt der storch nach süden
kommt zurück wenns ihm gefällt
warum hab ich keine flügel
zu entfliehn der kalten welt

gebt mir eine lanze …
Don oh Don …

Werde ich zum markt getragen
sind die arme federlos
und ich schwenk sie auf und nieder
ach wäre ich ein vogel bloß

gebt mir eine lanze…
Don oh Don oh Don Quichoote,…

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Silvester-Sonett

Es ging ein taubes jahr spazieren
es sang so glücklich falsch sein lied,
weils menschen, die beim exerzieren
und bomben werfen waren, mied.

Es stampfte durch zu hohe wellen
es ritt durch öl und wüstensand,
es strahlte in der menschen zellen
war selig, wenn es freunde fand.

Bald ist auch dieses jahr vergangen
wir sind am leben, wissend zwar,
doch ungestillt ist das verlangen
nach hörgeräten für ein jahr,

das kommt und bessre lieder bringt
und sie mit uns zusammen singt.

.....................Einladung....................

schenk mir ein kilo hoffnungsduft
und ein pfund vom schrei vor entzücken
zweihundert gramm ichweißnichtmehrwas
und ein ganzes stück nichtmehrdrücken
ja am besten das aus der freude geschälte
ohne enttäuschungsknochen
und ohne die sehnen vom alltagsstress
die werden nicht weich beim kochen

putz neidlosmöhren stück für stück
puhl langfleißerbsen ganz junge
zig jugendschoten schwimmen im topf
die brennen so heiß auf der zunge

nimm mir den ersten teller ab
du kriegst den allergrößten
erst der einhundertfünfundzwanzigste gast
muss sich mit brühe trösten

Das Gedicht ist sowohl im Lyrikband "worträume ..." als auch in der Anthologie des Brandenburgischen Schriftstellerverbandes (VS) enthalten - beide erschienen beim petit-Verlag Potsdam.


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