Freitag, 30. September 2011

Blühende Landschaften


auf befestigtem weg
verstarb
ein verdammt fetter frosch
an altersschwäche

baumstümpfe 

träumen
von aufsprießenden
trieben

an der hauptstraße
liegt eine pyramide
abgewetzter koffer 


wenn es wärmer wird
hofft ein einzelner
hier gebliebener
wird alles wieder
lebendig

nebelstümpfe
fröscheln
im langen schlaf

Haltepunkt

Manchmal möcht´ ich all den Modder überspringen
Sieben Meter aus dem Stand, noch besser zehn
Möchte aufwärts fliegen
Lieder singen
Statt mürrisch Stuf´ für Stufe hoch zu gehen
Als würd´ dies frische Luft bedeuten
Möchte gleich zum großen Sturme läuten
Statt dass ich euer letztes Wort ertrage
Stell ich
Was wahr scheint
Noch in Frage

Dann seh ich meine Wegmarkierung wieder
Knie traurig grübelnd vor ihr nieder
Bin ich erneut im Kreis gelaufen?
Sind es die alten
oder neue Hundehaufen?

Samstag, 24. September 2011

ein Paar


Sie hetzen sich durch Wirklichkeiten,
die es in Wirklichkeit nicht gibt.
Sie pflegen ihre Eitelkeiten,
er sagt zu ihr, dass er sie liebt.

Sie liebt ihn auch,
sie lässt es ihn im Rausch von Küssen
und ausgestoßnen Schwüren wissen,
und außerdem ist dick ihr Bauch.

Längst hängen vor jenen Teilen
an denen sie verletzlich sind,
nicht mehr ganz frische Feigenblätter.
Und ohne tägliches Verweilen
da wurden beide taub und blind
für rauen Wind
und frostiges Familienwetter
 
Sie pflegen ihre Eitelkeiten,
vergessen langsam, wie man liebt.
Sie hetzen sich durch Wirklichkeiten,
die es in Wirklichkeit nicht gibt.

Freitag, 16. September 2011

Kunstbekenntnisse


Selten
bin ich
Realist.
Dann schreibe ich Science Fiction.

Gelegentlich
erkenne ich,
was ich alles nicht über die Liebe weiß.
Dann schreibe ich Liebesgedichte.

Oft
möchte ich
die ganze Welt verstehen.
Dann küsse ich den geknüpften Strick.

Sonntag, 4. September 2011

Frühlingsspaziergang



Einst ist der Hinz spazieren gegangen,
den Hauch neuen Frühlings im Winter zu fangen.
Es war noch nicht Zeit für üppiges Blüh´n,
aus junger Furche schoss schüchtern erstes Grün.

Und dann...
Mit majestätischer Ruhe sah er ihn nah´n,
den von Enten als Garde umgebenen Schwan.
Welch Gefieder - weiß wie frischester Schnee,
widergespiegelt vom schlafenden See.
Hinz war begeistert, fasziniert, entrückt,
hätt die Frühlingsgefühle so gern ausgedrückt.
Er sah auf dem Steg, dem morschen, oh Wonne,
in Strahlen getaucht von Morgensonne
eine Muse sitzen, eine nackte, junge,
er spürte sie schon auf seiner Zunge.
Er wollt´ sich so sehnlich küssen lassen,
lief schnell ihr entgegen, sie zu packen, zu fassen.
Er hätt es mit ihr bis zum Abend getrieben,
er wollte sie lieben, immer nur lieben.

Vom Steg ein Brett ist durchgebrochen
Und Hinz ist bibbernd ans Ufer gekrochen.
Endlich zu Hause war ´s zum Enten rupfen:
Oh, dieser Schnupfen, oh, dieser Schnupfen!

Samstag, 3. September 2011

Frühling



Knospen
öffnen sich
der nahenden Sonne.
Bienenfleiß und
Fruchtbarkeit.
Die Klapperstörche
beziehen ihre Wagenräder.
Ich verteile Honig
auf frisch gebackenem Landbrot
Bauer
fangen wirs an.

Freitag, 2. September 2011

Strandelegie



Wenn wir bei wenig Wärmegraden,
in dichten Nebelschwaden
baden,
ist´s Herbst.

Wenn jeder Vogel, der noch singt,
so krächzend wie ne Krähe klingt,
ist´s Herbst.

Sind abgegrünte Trauerweiden
die Schönen, die es nicht vermeiden,
sich uferseitig zu entkleiden, 
ist´s Herbst.

Kein Sonnenlicht uns müde winkt,
dass bald es wieder Frühling bringt,
s´ ist Herbst.

Wir gehn, mit Sommerfreuden vollgeladen,
durch diese dichten Nebelschwaden,
nach Haus in unsren Wannen baden...

Donnerstag, 1. September 2011

Homoerotischer Reigen



Schau der Winter greift den Frühling
kalt entschlossen rücklings an,
denn das ist ja so ein zarter
blumenreicher softer Mann.

Und der Frühling lässt beim Sommer
Wärme steigerndes Gefühl,
und dem Sommer wirds augustens
dann entschieden doch zu schwül.

So verschenkt er seine Früchte
an den Herbst mit Tau bedeckt,
der in seinem tiefsten Innern
schon des Winters Frost erweckt.

Und so stehn sie beieinander
jeder ein vollkommner Mann
Dass man fragt, wie ist es möglich,
dass das Jahr draus werden kann.

Einfach ists: Der Männer Wonne
wird erreicht nur durch die Sonne,
die´s mit allen Vieren treibt
und im Reigen Sieger bleibt.